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Global Monitoring: Die Woche

Taifun Rai und Überschwemmungen in Malaysia

Nachdem wir bereits vergangene Woche über den Taifun Rai, der mit Windgeschwindigkeiten von fast 200 km/h auf die Philippinen traf, berichteten (siehe hier), zeigte sich doch erst an diesem Wochenende, wie verheerend dieser Sturm ausfiel. Die Opferzahlen schnellten in die Höhe und teilweise dauerte es wegen anhaltenden schlechten Wetters mehrere Tage bis Rettungskräfte die Katastrophengebiete erreichen konnten. Insbesondere auf den bei Touristen beliebten Inseln Siargao und Dinagat kam es zu weitreichender Zerstörung. Zugleich kam es auch auf der malaysischen Halbinsel durch starke Regenfälle zu Überschwemmungen, die zehntausende Personen dazu zwangen, ihre Häuser zu verlassen und bei denen Dutzende ums Leben kamen. Vor allem die Bundesstaaten Selangor und Pahang waren betroffen. Während es in Pahang an der Ostküste während der Monsunzeiten regelmäßig zu Hochwasser kommt, ist dies in Selangor durchaus selten. Selangor umschließt die Hauptstadt Kuala Lumpur und gilt als die reichste Region des Landes. Auch die Hauptstadt selbst, wurde von den Folgen der Unwetter getroffen, da zahlreiche Trinkwasseraufbereitungsanlagen abgeschaltet werden mussten oder beschädigt wurden und somit die Trinkwasserversorgung landesweit eingeschränkt wurde.

Erneute Wendung im äthiopischen Bürgerkrieg

Im äthiopischen Bürgerkrieg zeichnete sich in dieser Woche eine erneute dramatische Wendung ab. Nachdem die TPLF-Rebellen (Tigray’s People’s Liberation Front) zwischenzeitlich schon bis auf 200 Kilometer an die äthiopische Hauptstadt herangerückt waren, hat sich die TPLF nun vollständigen aus den umkämpften Regionen Afar und Amhara zurückgezogen. Außerdem bieten die Rebellen die sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen und die Aufnahme von Friedensgesprächen an. Einer der Hauptgründe für diese Entwicklung ist Äthiopiens wachsende Flotte von bewaffneten Drohnen, die unter anderem von den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Türkei und dem Iran geliefert und teilweise auch betrieben werden. Bei Ausbruch des Bürgerkriegs (A3M-Analyse siehe hier) im November 2020 konnten äthiopische Regierungstruppen zuerst große militärische Erfolge erzielen und die Tigray-Region faktisch besetzen, wurden dann aber überraschenderweise komplett von der TPLF aus der Region vertrieben. Seit seinem Beginn hat der brutale Bürgerkrieg in Afrikas zweitbevölkerungsreichsten Land zur Vertreibung von mehr als zwei Millionen Menschen geführt. Zudem sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen mehr als neun Millionen Menschen in Äthiopien akut von Mangelernährung bedroht und in der Tigray-Region sind hunderttausende von hungersnotähnlichen Zuständen betroffen. Den Konfliktparteien werden zudem eine Vielzahl von Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Dutzende Tote bei Brand einer Fähre in Bangladesch

Am Freitagmorgen kamen in Bangladesch Dutzende ums Leben, als eine überfüllte Nacht-Fähre aus Dhaka mit rund 500 Personen an Bord in der Nähe des südlichen Jhalokathi mitten im Fluss Feuer fing. Über hundert Personen wurden verletzt. Es wird angenommen, dass das Feuer im Maschinenraum ausgebrochen war. Derlei Unglücke erfolgen mit tragischer Regelmäßigkeit in Bangladesch und lassen sich zumeist auf mangelhafte Wartung, laxe Sicherheitsstandards und Überbelegung der Fähren zurückführen.

Libyen verschobene Wahl und drohende Gewalt

In Libyen musste die eigentlich für Freitag geplante Präsidentschaftswahl um voraussichtlich mindestens einen Monat verschoben werden. Grund für die Verschiebung der ersten Wahl seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi im Jahre 2011 sind schwere politische Spannungen und eine sich verschlechternde Sicherheitslage. Zu den Hauptstreitpunkten zählen die rechtliche Grundlage der Wahlen, die Machtbefugnisse des zukünftigen Präsidenten und die Kandidatur mehrerer hochumstritten Präsidentschaftsanwärter. So tritt mit Saif al-Islam beispielsweise auch ein Sohn Gaddafis an, dem Kriegsverbrechen vorgeworfen werden. Außerdem nimmt der Warlord Chalifa Haftar an der Wahl teil, der zuvor mehrmals versuchte hatte, die Hauptstadt Tripolis gewaltsam zu erobern. Die Situation ist volatil und die Vereinten Nationen warnen vor der wachsenden Gefahr von gewaltsamen Zusammenstößen. Als Folge seines langjährigen Bürgerkriegs wird Libyen von verschiedenen rivalisierenden bewaffneten Gruppen kontrolliert. 

Zunehmende Gewaltvorfälle zwischen israelischen Siedlern und Palästinensern

In der vergangenen Woche ließ sich eine ungewöhnliche Häufung der Gewaltvorfälle zwischen israelischen Siedlern und Palästinensern im Westjordanland beobachten. Nachdem letzte Woche Donnerstag ein israelischer Siedler bei einem Anschlag mit Schusswaffe getötet wurde, kam es in mehreren palästinensischen Ortschaften in der Nähe von Nablus zu gewalttätigen Ausschreitungen und Angriffen durch israelische Siedler, bei denen mehrere Personen verletzt wurden. Auch die Angriffe von palästinensischer Seite setzten sich weiter fort; am letzten Samstag wurde ein Israeli bei einem Messerangriff in Hebron leicht verletzt. Am Dienstag und Mittwoch kam es gleich zu drei weiteren versuchten Anschlägen auf israelische Sicherheitskräfte, bei denen die Angreifer getötet wurden.

Ausblick: Kommende Energie- und Transportkrise?

Im Kosovo kommt es derzeit aufgrund der extrem in die Höhe gestiegenen Preise auf dem internationalen Energiemarkt zu landesweiten, stundenlangen Stromabschaltungen. Dieses Schicksal könnte vielen anderen europäischen Ländern in den kommenden Monaten ebenfalls drohen. Auch in Deutschland sind viele Erdgasspeicher nur noch zu etwa 30 % gefüllt. Ein Grund für die leeren Speicher ist die gestiegene internationale Energienachfrage, allerdings wird der russische Staatskonzern Gasprom auch verdächtigt aufgrund der politischen Spannungen zwischen Russland und dem Westen (A3M-Analyse siehe hier) seine Gaslieferungen absichtlich zu drosseln. 

Zudem droht Reisenden wieder einmal Unheil aufgrund der Omikron-Variante. Durch die rapide ansteigenden Fallzahlen weltweit werden an den Weihnachtsfeiertagen, an denen das Reisevolumen auch während der Pandemie seinen alljährlichen Höhepunkt erreicht, verstärkte Ausfälle im Flug-, Zug- und Busverkehr durch krankheitsbedingte Ausfälle des Personals gemeldet. Im Vereinigten Königreich, den USA, Schweden und Deutschland müssen hunderte Flüge und Züge ausfallen.

Author

Michael Trinkwalder

Comment (1)

  1. Global Monitoring: Die Woche - A3M Global Monitoring
    2022-01-14

    […] In Äthiopien schwinden die Hoffnungen auf einen baldigen Waffenstillstand zwischen den Bürgerkriegsparteien. Obwohl Regierungskräfte ihre Bodenoffensive vorerst gestoppt haben, kommt es in der nördlichen […]

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