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Global Monitoring: Die Woche

Häufig beobachten wir bei A3M Ereignisse, die von den großen Medienhäusern nur am Rande mit einer kurzen Erwähnung bedacht werden. Diese Woche jedoch kam man kaum umhin die großen Krisen der Welt wahrzunehmen. Einige Beispiele, die uns dieser Woche besonders beschäftigten:

Mit geradezu deprimierender Regelmäßigkeit erobern sich derzeit verheerende Waldbrände einen Platz im wöchentlichen A3M Wochenrückblick. Besonders schwer betroffen ist in dieser Woche der Mittelmeerraum. In Griechenland kam es zu Hunderten von Waldbränden was zu zahlreichen Evakuierungen im Süden- und Südosten des Landes führte. Alleine in den letzten zwei Wochen sind in Griechenland mehr als 100.000 Hektar Land verbrannt.  Auch nahezu ganz Italien ist derzeit von einer Hitzewelle betroffen, wobei speziell der südliche Teil der italienischen Halbinsel unter Feuern zu leiden hat. Weniger zahlreich dafür in ihren Auswirkungen umso verheerender sind die Waldbrände im Norden von Algerien. Bisher sind in den Waldbränden mindestens 71 Personen umgekommen, bei 28 von ihnen, soll es sich um Soldaten handeln, die gegen die Brände eingesetzt wurden. In allen drei Ländern werden die Waldbrände von extrem hohen Temperaturen begleitet und während die Feuerwehr in Griechenland am Freitag endlich vermeldete, dass sich alle Brände unter Kontrolle befänden, werden sie in den anderen Ländern weiter angefacht und da die Hitzewelle auch andere Mittelmeeranrainer betrifft, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis auch aus weiteren Ländern großflächige Brände berichtet werden.

Weiter im Süden wird die Sahelzone erneut von schweren terroristischen Anschlägen erschüttert. Bereits am Sonntag (08.08.) kam es in Malis südöstlichen Grenzregionen zu einer Reihe schwerer terroristischer Angriffe. So wurden mehr als 51 Zivilisten in mehreren Ortschaften von mutmaßlich dschihadistischen Kräften getötet. Auch im benachbarten Burkina Faso kam es zu mehreren Attacken mit Dutzenden Toten, mehrere weitere Personen gelten noch als vermisst.

Am Horn von Afrika droht der Bürgerkrieg in Äthiopien währenddessen vollends zu eskalieren. Die TPLF-Rebellen befinden sich im Norden des Landes zunehmen auf dem Vormarsch und haben sich scheinbar mit einer anderen Rebellengruppen (Oromo Liberation Army) auf eine Allianz verständigt. Es wird von verstärkten Kämpfen in den Regionen Afar und Amhara berichtet, bei denen es angeblich schon zu Hunderten von Todesopfern gekommen sein soll. In der Tigray-Region sind immer noch Hunderttausende akut von einer Hungersnot bedroht. Der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed, dem noch 2019 der Friedensnobelpreis verliehen wurde, hat derweil alle Äthiopier im wehrfähigen Alter aufgerufen, sich bei den Streitkräften des Landes zu melden, um den “verräterischen Machenschaften” der TPLF ein Ende zu setzen. Wer mehr über die Hintergründe und Folgen des Äthiopischen Bürgerkriegs erfahren möchte, dem sei dieser A3M Artikel über den Konflikt ans Herz gelegt. 

Zurück nach Westafrika: Der Süden Guineas war in den vergangenen Monaten noch wegen eines Ebolaausbruchs wiederholt in den Nachrichten aufgetaucht. Ende vergangener Woche meldeten die Behörden des Landes dann einen Verdachtsfall einer Infektion mit dem Marburgvirus. Das Virus, das mit dem Ebolaerreger verwandt ist, wurde 1967 erstmals in der deutschen Stadt Marburg entdeckt. Bei einem Ausbruch in einem Forschungslabor starben damals 23% der Infizierten. Angesteckt hatten sie sich vermutlich bei Affen, die zu Forschungszwecken aus Uganda eingeflogen worden waren. Der Verdachtsfall in Guinea wurde durch das senegalesische Institut Pasteur bestätigt und die WHO rief zum schnellen Handeln auf, denn das Marburgvirus ist hochinfektiös und nach den wenigen bekannten Ausbrüchen wird seine Letalität auf ungefähr 50% geschätzt. Der Fall in Guinea ist deshalb so brisant, da abgesehen von kleineren Ausbrüchen in Europa Mitte des 20. Jahrhunderts nur in Ost- und Zentralafrika Fälle bestätigt wurden. Als Überträger, bei dem sich der inzwischen verstorbene Patient-0 ansteckte, werden, wie auch schon bei COVID-19, Fledermäuse vermutet. Diese können das Virus in sich tragen ohne jedoch selbst zu erkranken, was sie zu einem idealen Wirt für Krankheiten macht, die dann auf andere Arten und Menschen überspringen können.

In Afghanistan kann man derzeit einem Staat beim Zusammenbruch zusehen. Was erst langsam mit immer häufiger werdenden Erfolgsmeldungen der Taliban begann, gleicht inzwischen eher dem Fallen von Dominos. Der Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan war nicht nur ein schwerer Schlag für die Moral der afghanischen Soldaten, sondern verhindert auch zunehmend den Betrieb der afghanischen Luftwaffe – bisher eine der Trumpfkarten im Kampf gegen die Taliban. Allein in der letzten Woche sind mehr als die Hälfte aller Provinzhauptstädte des Landes an die Taliban gefallen und es sollen sich bereits mehr als 65% des Landes unter Kontrolle der Taliban befinden. Nebenbei bemerkt darf es auch als durchaus fraglich angesehen werden, ob es die afghanische Regierung noch schaffen wird sich in den Winter zu retten. In der kalten Jahreszeit würden die Witterungsbedingungen große Taliban-Offensiven zumindest erschweren. Jedoch spekulieren US-Geheimdienste angeblich bereits mit dem Fall von Kabul innerhalb von spätestens 90 Tagen. Ironischerweise sahen sich sowohl die USA als auch das Vereinigte Königreich schon gezwungen tausende Soldaten zeitweise wieder zurück nach Afghanistan zu verlegen, um ihre noch verbliebenen Staatsangehörigen und Botschaftspersonal sicher evakuieren zu können.

Neben der näheren Zukunft Afghanistans und den hoffentlich nahenden Löschfortschritten rund um das Mittelmeer richten wir unsere Augen in den nächsten Tagen beispielsweise auch auf Florida, wo das Auftreffen des ersten Tropensturms der diesjährigen Hurrikansaison erwartet wird, und auf Indien und Pakistan, wo die jeweiligen Unabhängigkeitstage gefeiert werden, die häufig mit Unruhen und teilweise auch terroristischen Anschlägen einhergehen.

Author

Sebastian Manstetten