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Global Monitoring: Die Woche

Bereits im letzten A3M Wochenrückblick wurde vor dem drohenden Zusammenbruch des afghanischen Staates gewarnt, am Wochenende vollzog sich dieser dann in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit. Innerhalb von wenigen Tagen eroberten die Taliban alle noch nicht unter ihrer Kontrolle stehende größere Städte bevor Sie am Sonntag (15.08.) in der Hauptstadt Kabul einmarschierten, ohne auf nennenswerten Widerstand zu treffen. Damit kontrollieren die Taliban faktisch das ganze Land, der afghanische Präsident Ashraf Ghani floh noch am Sonntag ins Ausland. Währenddessen evakuieren zahlreiche Länder in fieberhafter Eile ihre Staatsbürger und Botschaftsmitarbeiter aus Kabul. Dabei kommt es am Flughafen von Kabul zu dramatischen Szenen, wie als am Wochenende Tausende von verzweifelten Afghanen die Landebahn stürmten. Auch die Bundeswehr führt seit Montag (16.08.) Evakuierungsflüge durch. Während die Taliban in den folgenden Tagen stets die Absicht einer friedlichen Machtübernahme betonten, kam es am Mittwoch (18.08.) bei der ersten größeren Demonstration gegen ihre Herrschaft direkt zu mehreren Todesfällen. In der Stadt Dschalalabad versuchten Demonstranten die afghanische Flagge zu hissen. Angehörige der Taliban eröffneten das Feuer auf die Gruppe und töteten mindestens drei Personen. In Kabul und mehreren weiteren Städten soll es ebenfalls zu Demonstrationen unter der rot-schwarz-grünen afghanischen Flagge gekommen sein. Derzeit soll sich auch die Situation am Flughafen von Kabul weiter zuspitzen. 

Im Nahen Osten verschärft sich die Krise im Libanon zunehmend. Wegen der anhaltenden politischen Instabilität verschlimmern sich die Versorgungsengpässe im Land immer weiter. Es kommt täglich zu landesweiten stundenlangen Stromausfällen, Brot- und Medikamentenknappheit sowie zu starken Beeinträchtigungen der Transport- und Telekommunikationsinfrastruktur. Teilweise führt die extrem schlechte Versorgungslage auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Ursächlich für die Versorgungsschwierigkeiten ist die extreme Treibstoffknappheit, der vor allem für die Stromversorgung im Libanon benötigt wird. Am Sonntag (15.08.) kam es im Bezirk Akkar im Norden des Landes zu einer schweren Explosion, ausgerechnet als Treibstoff an die Bevölkerung verteilt werden sollte. Bei der Explosion eines Benzintanks starben mindestens 33 Personen und Dutzende weitere wurden verletzt 

Besonders übel hat Mutter Natur in dieser Woche Haiti mitgespielt. Bereits am Samstag (14.08.) wurde der Süden des Inselstaates von einem schweren Beben der Stärke 7.2. heimgesucht und kurzzeitig galt sogar eine Tsunamiwarnung. In den drei betroffenen Departments Nippe, Grand Anse und Sud konnten etwa 2200 Tote bestätigt werden und es kam zu mindestens 12.000 Verletzten, zudem wurden über 130.000 Gebäude beschädigt oder zerstört. Es ist davon auszugehen, dass die Opferzahlen weiter steigen werden. Damit aber noch nicht genug traf am Dienstag (17.08.) der Sturm Grace in Haiti auf Land. Durch die damit einhergehenden heftigen Regenfälle droht nun der Einsturz von bereits beschädigten Gebäuden, Erdrutsche und Hochwassergefahr. Die Rettungsmaßnahmen werden ebenfalls durch die anhaltende politische Krise im Land noch weiter erschwert. Der Haitianische Präsident war erst im letzten Monat ermordet worden.

In seinem weiteren Verlauf entwickelte sich der Sturm Grace zu einem Hurrikan der Kategorie 1 und traf am Donnerstag (19.08.) nahe dem Urlaubsort Telum auf die mexikanische Südostküste. Auf der Halbinsel Yucatán kam es zu lokalen Überschwemmungen und Stromausfällen. Hotels und Touristenresorts in der Gegend um das weltbekannte Cancún waren bereits im voraus von den Behörden evakuiert worden. Yucatán ist jedoch nicht die einzige Region des Landes, die auf der Route des Hurrikans liegt. In der Nacht auf Samstag (21.08.) soll der Sturm, nach der Durchquerung des Golfs von Mexiko, im Bundesstaat Veracruz erneut auf Land treffen.

Nachdem die Waldbrände in Griechenland und der Türkei weitgehend eingedämmt oder vollständig gelöscht wurden, traf es diese Woche die französische Urlaubsregion um Saint-Tropez an der Côte d’Azur. Tausende Personen mussten evakuiert werden und mindestens zwei Personen wurden durch die Brände im Süden Frankreichs getötet. Insbesondere das Naturschutzgebiet Plaine des Maures ist durch die Brände stark beschädigt worden. In den folgenden Tagen meldeten mehrere weitere Orte in Frankreich den Ausbruch von Waldbränden und bisher konnten die Feuer nicht unter Kontrolle gebracht werden. Betroffen sind neben der Gegend um Saint-Tropez auch die Ortschaften Beaumes-de-Venise und Villeveyrac.

In den Vereinigten Staaten hingegen machten sich die anhaltenden gesellschaftlichen Spannungen erneut schmerzhaft bemerkbar, als am Donnerstag (19.08.) eine Person ein Fahrzeug nahe dem Kapitol in Washington parkte und angab, dass sich in dem Fahrzeug eine Bombe befände. In wirren Statements rief der Täter Patrioten zu einer Revolution auf und beschuldigte die Regierung des Präsidenten Joe Biden Amerika zu zerstören. Erst vor wenigen Wochen waren die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Kapitol nach den Ausschreitungen vom 6. Januar wieder reduziert worden. Dieser Vorfall zeigt, dass von der extremen politischen Polarisierung in den Vereinigten Staaten noch immer auch physische Gefahr ausgeht.  Die Situation am Donnerstag (19.08.) nahm jedoch ein glimpfliches Ende, da sich der Täter nach kurzer Zeit den Sicherheitskräften ergab und festgenommen werden konnte.

Mit Hinblick auf die nächste Woche sollten Reisende in Deutschland den landesweiten Bahnstreik ab 02:00 Uhr (Ortszeit) am Montag (23.08.) bis Mittwoch (25.08.) beachten. Nach Angaben der Deutschen Bahn wird geplant, dass während des Streiks noch etwa 25 % der Fernverkehrsverbindungen und ungefähr 40 % der Regionalverkehrsverbindungen angeboten werden. Es könne jedoch regional zu starken Unterschieden kommen.

Author

Michael Trinkwalder