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Fokus-Ereignis: Militärische Eskalation zwischen Iran und Israel

  • In der Nacht vom 13. April zum 14. April schickte Iran mehr als 300 Kampfdrohnen und Geschosse in Richtung Israel ab. Zuvor hatte die israelische Armee am 1. April einen Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus durchgeführt.
  • Kurzzeitige Luftraum-Schließungen in Israel, Jordanien und Irak wurden wieder aufgehoben, mehrere Fluggesellschaften haben jedoch ihre Verbindungen nach Teheran ausgesetzt.
  • Am frühen Freitagmorgen (19. April, Ortszeit) haben die israelische einen Angriff auf Ziele bei Isfahan ausgeführt.
  • Aktuelle Neuigkeiten finden sich in den News-Tickern von Haaretz (englisch) und ZDF (deutsch).

Stand: 19.04.2024, 12:45 Uhr Ortszeit Jerusalem (GMT+3)

Überblick. In der Nacht von 14./15. April haben die iranischen Streitkräfte mit 330 Kampfdrohnen und ballistische Raketen Ziele in Israel angegriffen, darunter auch eine Militärbasis im Süden des Landes. Insgesamt 31 Menschen wurden verletzt. Die allermeisten Drohnen und Geschosse wurden jedoch abgefangen, einige wenige auch in Jordanien. Als Reaktion auf die neue Eskalationsstufe wurde für Sonntag (14. April) eine Dringlichkeitssitzung der G7-Staats- und Regierungschefs einberufen, auf der die G7-Staaten den Angriff Irans klar verurteilten. Präsident Biden mahnte Israels Regierungschef Netanjahu unterdessen, von einem Gegenschlag abzusehen. Am frühen Freitagmorgen (19. April, Ortszeit) wurden Explosionen bei Isfahan gemeldet, kurze Zeit später folgte Entwarnung. Zuvor hatten mutmaßliche israelische Kräfte eine Radar-Station im syrischen Suwayda angegriffen.

Auswirkungen auf den Flugverkehr. Nachdem Israel, Jordanien, Irak und Libanon ihre Lufträume nur Stunden nach dem Angriff Irans auf Israel wieder geöffnet hatten, meiden viele Fluggesellschaften die Region jedoch weiterhin: Airlines wie KLM, United Airlines, Air India und andere fliegen Tel Aviv vorerst nicht mehr an. Mehrere internationale Fluglinien wie Lufthansa, die australische Qantas oder Turkish Airlines und deren Tochterfirma Pegasus Airlines haben außerdem ihre Routen nach Teheran vorübergehend eingestellt. Innerhalb Irans wurde der Flugverkehr nach einer kurzen Unterbrechung am Freitagmorgen (19. April, Ortszeit) wieder aufgenommen.

Reisewarnungen. Aufgrund des sich abzeichnenden Angriffs Irans gab das Auswärtige Amt am 12. April eine Reisewarnung für Israel und die Palästinensischen Gebiete heraus. Zudem forderte es deutsche Staatsangehörige ebenfalls am 12. April dazu auf, Iran zu verlassen. Von einer Eskalation könnten auch Luft-, Land- und Seetransportwege in den genannten Ländern betroffen sein, so die Behörde. Das Auswärtige Amt wies darauf hin, dass es in Jordanien und auch über Amman zu Abschüssen iranischer Drohnen kommen könne, riet jedoch nur dringend ab von Reisen in das syrisch-jordanische Grenzgebiet sowie in den Nordosten des Landes und in die Grenzregion zu Irak. Zahlreiche weitere Außenministerien erneuerten ihre bestehenden Reisewarnungen für Israel, Iran und Jordanien. Das Außenministerium Frankreichs rief seine Bürger zur Ausreise aus dem Iran auf.

Nebenschauplätze. Im Zuge des Angriffs auf Israel feuerten Huthi-Rebellen im Jemen und Hisbollah-Kämpfer im Südlibanon Raketen auf Stellungen in Israel. Es erfolgten direkte Gegenangriffe Israels auf Stellungen im Südlibanon (Kharayeb, Wardiyeh, Khilat al-Daba, Jaba, Al-Khyam und Kafr Kila). Am Freitagmorgen (19. April, Ortszeit) wurde eine Radarstation in Suwayda im Süden von Syrien bombardiert, was im Zusammenhang mit dem israelischen Angriff auf Ziele in der Nähe von Isfahan stehen dürfte.

Allgemeine Einschätzung. Der Angriff Irans auf Israel war nach der Bombardierung der iranischen Botschaft in Damaskus (1. April) als Vergeltungsaktion angekündigt worden und kann als Versuch der Gesichtswahrung Irans in seiner Wunschrolle einer regionalen Hegemonialmacht gewertet werden. Obwohl die allermeisten Drohnen und Marschflugkörper abgewehrt wurden und nur wenig Schaden anrichteten, bezeichnete Irans Präsident Raisi den Vergeltungsschlag als „verhältnismäßig“ und erfolgreich. Bereits vor Abschluss der Angriffe teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen mit, die Angelegenheit könne als abgeschlossen betrachtet werden. Manche Sicherheitsexperten sehen in den jüngsten Angriffen daher gar einen Versuch der Deeskalation und machen die weitere Entwicklung des Konflikts maßgeblich von der Reaktion Israels abhängig. Der Gegenschlag folgte am Freitagmorgen (19. April), doch iranische Stellen dementierten, dass der Angriff bei Isfahan aus dem Ausland erfolgt sei.

Dieses Ereignis wird seit dem 19. April nicht mehr aktualisiert.

Author

Thorsten Muth