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Die stete Gefahr im Pazifik: Erdbeben und Tsunami in Ostasien

Am Mittwochmorgen bebte in Taiwan die Erde. Das Epizentrum des Bebens, das stärkste Erdbeben seit 1999, befand sich nur 18 Kilometer südlich der bei Touristen beliebten Stadt Hualien, wobei es auf der ganzen Insel und selbst auf dem chinesischen Festland deutlich zu spüren war.

Erdrutsche und Steinschläge, die durch das Erdbeben ausgelöst wurden, töteten in der Umgebung von Hualien mehrere Personen. Dennoch stellte sich bereits wenige Stunden nach dem Erdbeben heraus, dass die Erfahrung der Behörden und der Gesellschaft mit Erdbeben wohl Schlimmeres verhinderten. Nur wenige Gebäude stürzten ein und initiale Berichte sprechen von einer einstelligen Zahl Todesopfer, während eine hohe dreistellige Zahl Personen verletzt wurde. Eindrucksvolle Bilder von Gebäuden, die sich zur Seite neigen, zeigen die Kraft, die das Beben hatte und, da zehntausende Personen noch von der Außenwelt abgeschnitten sind, kann das endgültige Ausmaß der Schäden zu so einem frühen Zeitpunkt nicht abgesehen werden. Während sich das Hauptaugenmerk auf Hualien richtet, liegen Schadensmeldungen zudem auch aus Taipei und anderen Städten des Landes vor, wo Gebäude beschädigt wurden, während in Neu-Taipei ein Lagerhaus einstürzte und dutzende Arbeiter begrub, die jedoch gerettet werden konnten. Auch außerhalb von Hualien wurden Straßen blockiert und der Bahnverkehr wurde vielerorts gestoppt, um Sicherheitsinspektionen an den Strecken durchführen zu können. Auf der Insel Guishan, die bei Touristen auch als Schildkröteninsel bekannt ist, soll ein größerer Teil Land ins Meer abgerutscht sein.

Der tektonisch hochaktive Westpazifik hält die Anrainerstaaten konstant in Atem. Auch das heutige Beben, dessen Stärke verschiedene Behörden zwischen 7,2 und 7,7 angeben, löste Tsunamiwarnungen in Taiwan, Japan und auf den Philippinen aus. Ungefähr vier Stunden später konnte Entwarnung gegeben werden, nachdem die Behörden in Hualien bereits zehn Minuten nach dem Erdbeben einen Tsunami mit einer Höhe von einem Meter über der üblichen Wellenhöhe gemessen hatten. Während diese Wellenhöhe auf den ersten Blick nur wenig beeindruckend erscheint, geht das US-amerikanische NOAA davon aus, dass ab dieser Wellenhöhe entlang der Küste Todesgefahr besteht.

Das Wissen um diese Gefahr und die Vertrautheit der Behörden im Umgang damit veranlasste in allen drei Ländern schnelle Reaktionen. Auf den Philippinen wurden Evakuierungen für Küstengebiete in vier Provinzen angeordnet und aus dem japanischen Inselparadies Okinawa liegen Berichte über Personen vor, die sich nach dem Erdbeben selbstständig in höhergelegene Gebiete begeben haben oder in Militäreinrichtungen Schutz suchten. Der Flughafen Naha, der der Hauptflughafen der Präfektur Okinawa ist, wurde aufgrund der Warnungen kurzzeitig gesperrt, nahm den Betrieb später aber wieder auf.

Dennoch ist die Gefahr nicht gebannt. Japanische Behörden gehen von einer 10–20 %-igen Wahrscheinlichkeit für ein Nachbeben der gleichen Stärke innerhalb einer Woche aus, wobei das Risiko mit der Zeit abnimmt. Aber selbst wenn innerhalb dieser Zeit kein weiteres starkes Erdbeben auftreten sollte, zeigen die Statistiken der Seismologen, dass starke Erdbeben in dieser Weltregion zum Alltag gehören und jederzeit erwartet werden müssen.

Author

Sebastian Manstetten