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ISIS-K und die Herausforderungen auf dem Weg zur UEFA EURO 2024

Der IS ist zurück in den Schlagzeilen. Im Kontext der UEFA EURO 2024 in Deutschland stellt sich nun die Frage: Wie sicher sind Fußballstadien, Fan-Meilen und Innenstädte?

Während viele Deutsche auf eine Wiederholung des Sommermärchens von 2006 hoffen, bereiten sich die Sicherheitsbehörden auf alle Eventualitäten vor. Auch in der Bundesrepublik bleibe die Gefahr durch islamistischen Terrorismus akut, gab Bundesinnenministerin Nancy Faeser nach dem tödlichen Anschlag in Moskau bekannt. Besonders ein regionaler Ableger des sogenannten Islamischen Staates (IS) rückt dabei in den Vordergrund.

Was ist ISIS-K?

In den vergangenen Jahren hat sich eine neue Terrorgruppe in Zentralasien als Konkurrent der Taliban einen Namen gemacht: Bis zu 6.000 Kämpfer soll der Islamische Staat – Provinz Khorasan (oder ISIS-K) haben, doch seine Strukturen sind undurchsichtig. Nicht einmal der Führer der Organisation kann eindeutig identifiziert werden. Das hochgesteckte Ziel von ISIS-K ist die Errichtung eines Kalifats in der historischen Provinz Khorasan, die neben Afghanistan und anderen zentralasiatischen Staaten auch Teile Irans umfasst. Erst im Januar haben Mitglieder der Terrorgruppe dort einen blutigen Anschlag mit 84 Toten verübt. Neben den Taliban und dem iranischen Mullah-Regime zählen allerdings auch Russland und der Westen zu den erklärten Feinden von ISIS-K.

Anschlag mit Ansage: Crocus City Hall

Anfang des Monats führte die russische Polizei im westrussischen Kaluga eine Razzia gegen mutmaßliche ISIS-K-Angehörige durch. Kurze Zeit später warnte die US-Botschaft in Moskau vor möglichen Anschlägen auf Menschenansammlungen und Konzerte, denn auch westliche Sicherheitsbehörden hatten die Gruppe bereits auf dem Schirm. Der Kreml tat dies jedoch als kalkulierte Panikmache ab: Die „provokativen“ Warnungen westlicher Akteure seien ein Versuch, Russland „einzuschüchtern und zu destabilisieren“. Als es am 24. März zur Katastrophe in der Crocus City Hall kam, sollte es daher auch einige Tage dauern, bis Russlands Präsident Putin vom ursprünglichen Narrativ eines möglicherweise pro-ukrainischen Anschlags abwich und islamistische Terroristen verantwortlich machte – wenn auch ohne ISIS-K beim Namen zu nennen.

Die Tat von Moskau, die mindestens 143 Menschen das Leben kostete, rief in Europa eine sichtbare Reaktion der Sicherheitsbehörden hervor: In Frankreich ließ Ministerpräsident Attal noch am selben Tag die höchste Warnstufe des französischen Sicherheitskonzepts „Plan Vigipirate“ ausrufen. In Deutschland waren die Behörden schon vor den Ereignissen in Moskau auf der Hut und verhinderten wenige Tage zuvor möglicherweise einen Terrorakt in Schweden: Im thüringischen Gera wurden zwei Afghanen festgenommen, die im Auftrag von ISIS-K einen Anschlag auf das Parlament in Stockholm geplant haben sollen.

Risiken und Maßnahmen für einen sicheren Fußballsommer

Als Gastgeberland der bevorstehenden UEFA EURO 2024, die in zehn Städten verteilt über die gesamte Bundesrepublik ausgetragen wird, könnte auch Deutschland Ziel islamistischer Anschläge werden. Allein in Berlin werden im Juni und Juli 2,5 Millionen Gäste erwartet, darunter fast zwei Millionen aus dem Ausland. Jede Veranstaltung dieser Größenordnung bedarf eines ausgefeilten Sicherheitskonzepts, denn Stadien sowie unzählige Public-Viewing-Bereiche und Fan-Meilen bieten potentielle Angriffsflächen für alle erdenklichen Formen der Kriminalität. Gewaltbereite Hooligans könnten den Frieden des europäischen Fußballfestes stören, auch Cyberattacken (etwa aus Russland) sind denkbar. Die zunehmende Bedrohung durch den zentralasiatischen IS-Ableger, der aktuell durch die Schlagzeilen spukt, ist den deutschen Sicherheitsbehörden seit längerem bekannt: So hätten etwa die stark erhöhten Schutzmaßnahmen in Köln rund um Weihnachten und Silvester dem Schutz vor Anschlägen durch ISIS-K gegolten, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser kürzlich.

Für die Ministerin hat die Sicherheit der Fußball-EM „höchste Priorität“. Faeser hat daher die zeitweilige Einführung von Kontrollen an allen deutschen Grenzen angekündigt: „Das ist notwendig, um dieses internationale Großereignis bestmöglich zu schützen.“ Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erstellt derzeit einen IT-Sicherheitsleitfaden, während zur polizeilichen Gefahrenabwehr ein International Police Cooperation Center (IPCC) in Neuss (NRW) eingerichtet wird. Hier werden sicherheitsrelevante Informationen gebündelt und weitergeleitet, auch in Zusammenarbeit mit ausländischem Polizeipersonal aus Teilnehmerländern des Turniers. Die Herausforderung bietet auch die Chance zur weiteren Stärkung der europäischen Sicherheitskultur. Während die Schatten der Bedrohung nie gänzlich ignoriert werden können, unterstreichen die ergriffenen Maßnahmen in Deutschland ein starkes Bekenntnis zum Schutz der Fans: Sicherheit und Gastfreundschaft gehen diesen Sommer Hand in Hand, damit die UEFA EURO 2024 nicht nur als ein Fest des Sports in Erinnerung bleiben wird, sondern auch als Symbol der Einheit und der kollektiven Resilienz, das Europa in dieser turbulenten Zeit dringend gebrauchen kann.

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Author

Thorsten Muth