Das Ende des unverrückbaren US-Einreiseverbots
Das scheinbar nicht enden wollende US-Einreiseverbot für europäische Reisende wird am 8. November endlich aufgehoben. Gemäß den neuen Einreisebestimmungen können vollständig geimpfte Fluggäste, die einen negativen COVID-19-Test vorweisen können, der nicht älter als 72 Stunden sein darf, wieder in die Vereinigten Staaten fliegen, ohne sich einer Quarantäne unterziehen zu müssen. Diese lang ersehnte Ankündigung wurde natürlich begeistert gefeiert, sowohl von Geschäftsreisenden als auch all jenen, die seit fast zwei Jahre lang von ihren Liebsten getrennt sind. Doch warum hat es mehr als 20 Monate gedauert, bis das Einreiseverbot aufgehoben wurde, und was müssen Reisende jetzt beachten?
Einführung des Reiseverbots
Das Reiseverbot für Europäer geht auf die Anfangszeit der Pandemie zurück und wurde erstmals am 11. März 2020 vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump verhängt. Seinerzeit machte Präsident Trump Reisende aus der Europäischen Union (EU) für die Zunahme von COVID-19-Fällen in den Vereinigten Staaten verantwortlich. Als Konsequenz wurde praktisch über Nacht den meisten Reisenden, die sich in den vorangegangenen 14 Tagen im Schengen-Raum aufgehalten hatten, die Einreise untersagt. Zwar konnten Ausländer eine sogenannte National-Interest-Ausnahme beantragen, doch die Schließung vieler US-Konsulate und der daraus resultierende Antragsstau machten dies quasi zu einem Glücksspiel. Ursprünglich sollte das Einreiseverbot nur für 30 Tage gelten, doch genau wie so viele andere COVID-19-bezogenen Beschränkungen rund um die Welt zog sich das Einreiseverbot in die USA immer weiter in die Länge. Wiederholt wurden Pläne zur Öffnung der Grenzen durch das Auftauchen neuer Virusvarianten, den Anstieg der Fallzahlen, abweichende Impfquoten, schlichte Trägheit und sogar die amerikanische Innenpolitik vereitelt.
Die innenpolitische Dimension des Reiseverbots
Vor allem der letztgenannte Aspekt ist ein wesentlicher Grund für die Beständigkeit des US-Einreiseverbots. Zu Beginn lief das gemeinsame EU-Impfprogramm erst relativ langsam an. Grund waren Verzögerungen bei der Zulassung, logistische Probleme und wohl vor allem die Tatsache, dass die EU etwa die Hälfte ihrer Impfstoffproduktion exportierte, während Länder wie die Vereinigten Staaten oder das Vereinigte Königreich ihre gesamte Produktion zunächst für sich behielten. In der damaligen aufgeheizten Atmosphäre setzte sich in vielen englischsprachigen Medien jedoch schnell das Narrativ einer europäischen „Impfstoffkatastrophe“ durch. Selbst als die EU schließlich die Vereinigten Staaten bei den Impfungen überholte und trotz niedrigerer COVID-19-Infektionsraten, machte die anhaltende öffentliche Wahrnehmung einer katastrophalen Situation in Europa die Aufhebung des Einreiseverbots für Europäer politisch schwierig.
Erschwerend kam hinzu, dass Impfungen in den Vereinigten Staaten entlang der Parteigrenzen zutiefst politisiert worden waren. Dementsprechend war und ist allein der Vorschlag, eine Impfpflicht für einreisende Fluggäste einzuführen, geschweige denn einen nationalen Impfpass, politisch höchst umstritten. Dies hat dann zu der paradoxen Situation geführt, dass europäische Reisende 14 Tage lang in Länder mit niedrigeren Impfquoten und höheren Infektionsraten reisen müssten, bevor sie in die Vereinigten Staaten weiterreisen durften. Eine Situation, die auch trotz der Wiederöffnung der Europäischen Union für US-Reisende im Juni 2021 und wachsendem Druck von verschiedenster Seite fortbestand.
Offene Fragen
Es dauerte bis September 2021, ehe US-Behörden schließlich bekannt gaben, dass ab Anfang November die Einreise für vollständig geimpfte Reisende aus dem Schengen-Raum der EU sowie aus einigen anderen Ländern wie dem Vereinigten Königreich, China, Indien oder Brasilien wieder möglich sein würde. Die ursprüngliche Ankündigung enthielt jedoch kaum Details, da sie beispielsweise nur ein vages Datum für die Öffnung nannte oder nicht angab, welche Impfstoffe akzeptiert würden. Von einigen wurde dies sogar als mögliches Anzeichen für eine weitere Verschiebung der Aufhebung des Einreiseverbots gedeutet. Obwohl spätere Ankündigungen etwas konkreter wurden bleibt doch noch vieles unklar. An erster Stelle steht dabei die Frage der Impf-Verifizierung. Viele Länder haben COVID-19-Impfbescheinigungen mit überprüfbaren QR-Codes eingeführt, die relativ einfach miteinander verknüpft werden können. So nehmen bereits 43 Länder an dem Digitalen COVID-Zertifikat der EU teil, Dutzende weitere sind im Begriff sich anzuschließen, und viele andere erkennen die EU-Bescheinigung einseitig an. In den Vereinigten Staaten hingegen gibt es kein nationales Gegenstück und somit auch kein System zur einfachen Überprüfung der Echtheit von Impfungen. Daher sollten Reisende zumindest anfangs mit langen Warteschlangen und Wartezeiten an US-Flughäfen rechnen.
Was Reisende beachten sollten
Damit eine Reise in die USA so reibungslos wie möglich verläuft, gilt es einige Punkte zu beachten. Wie bereits erwähnt, müssen Flugreisende einen vollständigen Impfschutz nachweisen sowie einen negativen COVID-19-Test vorlegen können, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Außerdem sollten sie damit rechnen, an einem neuen System zur Kontaktermittlung im Krankheitsfall teilnehmen zu müssen, zu dem noch später nähere Details bekannt gegeben werden. Wichtig für europäische Reisende ist, dass die US-Behörden nicht nur alle von der WHO zugelassenen Impfstoffe anerkennen, sondern auch Mischimpfungen (z. B. eine Dosis des Impfstoffs von AstraZeneca gefolgt von einer Dosis des Impfstoffs von BioNTech-Pfizer). Derzeit ist der Impfstoff von AstraZeneca nicht für die Verwendung in den Vereinigten Staaten zugelassen. Allerdings liegen noch keine Informationen darüber vor, ob die Genesung von einer früheren COVID-19-Infektion als gleichwertig mit einer Impfung anerkannt wird. All diese Vorgaben könnte sich jedoch schnell ändern, und Reisende sollten daher die A3M-Berichterstattung über die COVID-19-Einschränkungen in den USA aufmerksam verfolgen.
Nachtrag:
Aus Medienberichten vom 25. Oktober geht hervor, dass Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von der Impfpflicht für Touristen- und Geschäftsreisende, ausgenommen sind. Auch US-Bürger, Einwanderer und Reisende aus Ländern, die eine Impfquote von unter 10 Prozent haben, sind von der Regel ausgenommen. Für Details, siehe hier.
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