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Global Monitoring: Die Woche

Demonstrationen, Terror-Offensiven und Busunfälle – der bekanntermaßen wechselhafte April bot auch zur Monatsmitte ein abwechslungsreiches Portfolio an Krisen. Und wie immer lohnt sich auch dieses Mal ein Blick hinter die Schlagzeilen.

Proteste hatten seit Ende letzter Woche erneut Teile von Minneapolis (Minnesota) im Griff, nachdem der 20jährige Daunte Wright im Vorort Brooklyn Center bei einer Verkehrskontrolle erschossen worden war. Ein weiterer Fall eines tödlichen Polizeieinsatzes in der Metropolregion Minneapolis-Saint Paul, bei dem erneut ein unbewaffneter Schwarzer ums Leben kam. Bereits der gewaltsame Tod von George Floyd hatte dort vor einem Jahr für wochenlange Demonstrationen gesorgt, der Prozess gegen den beschuldigten ehemaligen Polizeibeamten läuft aktuell. Die Polizistin, die für den Tod von Daunte Wright verantwortlich sein soll, stand seit 26 Jahren im Dienst des Brooklyn Center Police Department, ist zudem Präsidentin einer Polizeigewerkschaft und soll doch ihren Taser (Elektroschocker) mit der scharfen Dienstwaffe verwechselt haben. Sie steht nun wegen Totschlags vor Gericht. Aufgrund der Ausschreitungen infolge des Vorfalls wurden Ausgangssperren für die Bezirke Hennepin, Ramsey und Anoka verhängt, an die sich aber viele der Demonstranten nicht hielten. Erst im Laufe der Woche ebbten die Proteste in Minneapolis und an anderen Orten ab.

Im äußersten Norden Nigerias kam es an mehreren Tagen zu Angriffen von Dschihadisten aus dem Umfeld von Boko Haram, die sich mittlerweile Islamic State in West Africa Province (ISWAP) nennen und regelmäßig gegen Dörfer und Städte im Bundesstaat Borno vorrücken. Ziel der jüngsten Attacken waren Hilfsorganisationen in der Grenzstadt Damasak, die Terroristen zerstörten dabei zahlreiche Gebäude und lieferten sich Kämpfe mit der nigerianischen Armee. Zahlreiche Personen wurden getötet, etwa 8.000 Menschen flohen aus der Stadt. Die Offensive könnte eine Reaktion auf die Anti-Terror-Operationen der letzten Woche sein, in deren Rahmen die Armee mit umfassenden Luftschlägen gegen mehrere Stellungen der Dschihadisten vorging.

Die Verhaftung eines bekannten Islamisten hatte in Pakistan die ganze Woche hindurch für heftige Proteste in mehreren Städten des Landes gesorgt. Im Fadenkreuz stand Frankreich, wie schon mehrmals zuvor: Saad Rizvi, der Vorsitzende der Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP), hatte die Ausweisung des französischen Botschafters und einen Importstopp für französische Produkte gefordert. Wie in der Vergangenheit waren auch dieses Mal die umstrittenen Mohammed-Karikaturen der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ Anlass der Demonstrationen. Im Laufe der Woche kam es zu zahlreichen Opfern unter Sicherheitskräften und TLP-Anhängern. Aufgrund der erhöhten Gefahr riet Frankreich seinen Bürgern in Pakistan am Donnerstag zur Ausreise, allem Anschein nach hat sich die Situation inzwischen jedoch wieder etwas beruhigt.

Während große Teile der Welt vor genau einem Jahr komplett stillstanden, sind die Menschen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr heute wieder äußerst mobil. Anders als im April 2020 kommt es deshalb weltweit wieder häufiger zu Busunfällen, wie etwa am Montag im Nordwesten von Peru: Ein Passagierbus verunglückte auf dem Weg von Huanchayllo in die Hauptstadt Lima, mindestens 20 Menschen kamen bei dem Unfall in den Anden ums Leben und zahlreiche weitere wurden verletzt. Unglücke wie dieses sind in Peru keine Seltenheit, immer wieder kommt es aufgrund schlechter Straßenverhältnisse und alter Fahrzeuge zu Katastrophen wie diesen. Ähnlich verhält es sich in Ägypten, wo in der Nacht zum Mittwoch ein Bus aus Kairo im Gouvernement Asyut mit einem Lastwagen zusammenstieß und ebenfalls 20 Menschenleben forderte. Eine der Ursachen für Kollisionen in Ägypten: Autofahrer auf Landstraßen fahren nachts meist ohne Licht und setzen Scheinwerfer eher punktuell für Leuchtsignale ein. Damit wird entgegenkommenden Fahrzeugen in der Regel angezeigt, dass man sie gesehen hat…

Weiterhin unübersichtlich ist die Lage im Norden Äthiopiens: In der abtrünnigen Region Tigray war im November 2020 ein blutiger Konflikt eskaliert, der bis heute nicht vollständig beigelegt ist. Auch das benachbarte Eritrea hatte Soldaten ins Nachbarland entsandt, deren Abzug mittlerweile vereinbart wurde. Dennoch kam es am Montag in der Stadt Adwa zu einem grundlosen Angriff auf Zivilisten durch eritreische Truppen, mit mehreren Toten. Offiziellen Angaben zufolge konnte ein größeres Massaker nur durch das Eingreifen der äthiopischen Armee verhindert werden. Bis 2018 waren beide Länder in einen gut zwanzig Jahre währenden Konflikt verwickelt, der hunderttausende Opfer gekostet hatte.

Zum Abschluss erreichen uns aber noch gute Nachrichten, aus dem Himalaya! Innerhalb von nur 13 Tagen hat das buddhistische Königreich Bhutan fast 94 Prozent seiner Erwachsenen die erste Impfdosis gegen COVID-19 verabreicht, wie die Deutsche Presse-Agentur am Freitag meldete. Auf das sogenannte Bruttoglücksprodukt, für das Bhutan weltweit bekannt ist und das auch die Gesundheit und persönliche Zufriedenheit der Bevölkerung erfasst, dürfte sich das alles nur weiter positiv auswirken.

Author

Thorsten Muth