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Orientierung im Dickicht der Bestimmungen: Der Destination Manager wird ein Jahr alt

Vor rund einem Jahr brachte A3M ein Produkt auf den Markt, das Reisende erfolgreich durch die Untiefen der COVID-19-Maßnahmen navigiert und die Branche in Zeiten der Krise mit verlässlichen Informationen versorgt. Die Geschichte des Destination Managers ist eine Chronik der Pandemie, mitsamt ihrer komplizierten und manchmal auch etwas abstrusen Regeln und Bestimmungen.

„Was macht eigentlich ein Dienstleister, der sich in erster Linie um das Thema Sicherheit während der Reise kümmert, wenn von jetzt auf gleich keiner mehr reisen darf?“, fragt Mirko Jacubowski, Director Operations bei A3M. „Dieses Dilemma war quasi die Geburtsstunde des Destination Managers.“ Auch als alle Flugzeuge am Boden bleiben mussten, war der Bedarf an aktuellen Infos ungebrochen. Was mit einer Excel-Tabelle anfing, wuchs schnell zu einem ausgereiften Webtool heran, das bis heute laufend um neue Kategorien ergänzt wird und sich stets den veränderten Gegebenheiten anpasst. Der Destination Manager fasst Bestimmungen zu Ein- und Ausreise zusammen und stellt Regeln vor Ort übersichtlich dar. Tag für Tag arbeitet sich dafür ein Team aus erfahrenen Travel Security Analysts durch die schier unüberschaubare Masse an News und Behördenmitteilungen. „Oft sieht man dabei den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr“, sagt Sebastian König, Referent in den Bereichen Redaktion und Marketing. Er hat den Destination Manager von Beginn an mit aufgebaut und findet, dass besonders die kuriosen und ungewöhnlichen Maßnahmen, auf die das Team während der Recherchen stößt, den mitunter recht stressigen Arbeitsalltag etwas unterhaltsamer machen. Einige Schritte schießen entweder völlig übers Ziel hinaus und demonstrieren unnötige Härte, andere erscheinen eher wie Placebos.

Reagieren auf ein neues Virus: Zwischen Sinn und Unsinn

Die unmittelbaren Reaktionen auf die Ausbreitung des „neuartigen Coronavirus“ (SARSCoV-2) fielen in jedem Land anders aus. Die frühen Rauchverbote in Thailand und einigen Regionen Spaniens erschienen zunächst ungewöhnlich, doch zahlreiche Experten vermuten tatsächlich von einer erhöhten Ansteckungsgefahr über Zigarettenrauch. Auch Alkoholverbote werden vielerorts für sinnvoll erachtet: Social Distancing ist unter Alkoholeinfluss nur schwer umsetzbar, bei steigendem Pegel lässt die Bereitschaft zur Einhaltung der Abstandsregeln nach. Bars gehören deshalb zu den Orten, die in vielen Ländern am längsten ihre Tore schließen mussten. In den muslimisch geprägten Vereinigten Arabischen Emiraten ist Alkohol eher Nebensache, hier konzentrierte man sich gleich zu Beginn der Pandemie eher darauf, die Autobahnen unter Einsatz moderner Drohnen großflächig mit Desinfektionsmittel zu besprühen. In der Kaukasusrepublik Georgien setzte man stattdessen auf den guten alten Besen: Gemeindemitarbeiter brachten die öffentlichen Plätze der Hauptstadt Tbilisi zum Schäumen und polierten den Teer auf Hochglanz. Nach heutigem Kenntnisstand völlig sinnfreie Maßnahmen, zum damaligen Zeitpunkt jedoch eine von nicht sonderlich vielen praktikablen Lösungen angesichts der noch weitgehend unerforschten Gefahr.

Während einige Staaten mit Kanonen auf Spatzen schossen, gibt es wiederum Länder, in denen „Coronaleugner“ an oberster Stelle die Gefährlichkeit oder gar Existenz des Virus anzweifelten. Eine angemessene Reaktion auf die Bedrohung blieb dadurch aus. Im autoritär regierten Turkmenistan wurde Mitte Juli 2020 zwar die ausdrückliche Empfehlung zum Tragen einer Maske in der Öffentlichkeit ausgesprochen, begründet wurde dies allerdings mit erhöhter Staubkonzentration in der Luft. Fälle von COVID-19 waren staatlichen Stellen zu diesem Zeitpunkt angeblich noch unbekannt. Äußerst pragmatisch handelte auch die Führung Tansanias, die bereits im April 2020 aufgehört hatte, die Zahl der Neuinfektionen zu registrieren. Diese Verweigerungshaltung bezahlten im Folgejahr sowohl der Vizepräsident von Sansibar als auch der tansanische Staatspräsident John Magufuli höchstpersönlich mit dem Leben. Dass die fatalen Auswirkungen dieser Politik auch über Grenzen hinweg sichtbar werden können, zeigte sich im März 2021. Bei mehreren tansanischen Reisenden in Angola wurde eine Virus-Variante entdeckt, die 10 bisher unbekannte Mutationen aufwies und sich in Tansania weiterhin ungehemmt ausbreiten kann.

Flug ins Nirgendwo

Im globalen Corona-Chaos, das nun schon weit über ein Jahr andauert, haben sich auch manche geradezu skurrile Geschichten zugetragen. Wie etwa die von Flug EW 9844, der im Mai 2020 mit nur zwei Passagieren an Bord in Düsseldorf abhob und auf der Reise an die sardische Costa Smeralda kurz vor dem Ziel umkehren musste. Wahrscheinlich aufgrund einer Fehlinterpretation der NOTAM („Notice for Airmen“) hatten weder die Piloten noch die Airline gemerkt, dass sämtliche Flughäfen auf Sardinien für ausländische Maschinen gesperrt waren. Es brachte auch nichts, dass die beiden Passagieren nach der unfreiwilligen Rückkehr an den Rhein Ersatztickets für die kommende Woche ausgestellt bekamen, denn die Flughäfen sollten erst einen Monat später wieder öffnen. Dabei wäre die Einreise über Mailand oder Rom nach Cagliari ganz unkompliziert möglich gewesen – ein Beleg, dass Reisen für Privatpersonen und Geschäftsleute ohne adäquate Orientierung fast ein Ding der Unmöglichkeit geworden sind. Es bleibt nur zu hoffen, dass die beiden Passagiere am Ende ihrer langen Reise auf die Mittelmeerinsel erst einmal im gerade wieder erwachten Nachtleben Dampf ablassen konnten: Nach Lockerungen durften auf Sardinien zeitweise die Diskotheken öffnen – sofern sich die Tanzflächen unter freiem Himmel befanden und es allen Personen möglich war, einen Mindestabstand von ein bis zwei Metern einzuhalten.

Nutzer des Destination Managers wollen vor allem über Einreisebestimmungen, Flugsperren und Grenzschließungen informiert sein, aber auch die Frage nach Ausgangssperren und sonstigen Einschränkungen vor Ort ist zur Corona-Zeit für eine unkomplizierte Reise wichtig. Besonders ausgereifte Lockdown-Modelle finden sich übrigens in Süd- und Mittelamerika, wo z.B. in Bolivien die letzten Ziffern des Personalausweises darüber entscheiden, ob jemand an einem bestimmten Tag einkaufen gehen darf oder nicht. Fahrverbote für private PKW orientieren sich in vielen Ländern an den Endziffern der Nummernschilder. In Panama hingegen wählte man den einfachsten, wenn auch unkonventionellen Weg der Geschlechtertrennung, um Bewegungen im öffentlichen Leben zu begrenzen: Wohl auch um Interaktionen zwischen Männern und Frauen zu vermeiden, durften diese jeweils nur an unterschiedlichen Tagen das Haus verlassen. Wenn es um die Benennung der einzelnen Maßnahmen geht, wenden Behörden und Politik in den meisten Ländern einiges an Kreativität auf. Hier tut sich besonders Deutschland hervor: In der Bundesrepublik schleppte man sich vom „Lockdown Light“ über den „Wellenbrecher-Lockdown“ in die „Osterruhe“, um dann, nach längerem Überlegen, doch noch die „Bundesnotbremse“ zu ziehen. Anders in Paraguay, wo man von Anfang an auf eine „Cuarantena Inteligente“ (intelligente Quarantäne) setzte, was zumindest dem Namen nach wie die schlaueste Lösung klingt.

Neustart mit Tests und Turbulenzen

Quarantäne, Ausgangssperre, Inzidenz oder Testpflicht – Wörter, die noch vor eineinhalb Jahren kaum jemand im Alltag verwendet hätte. Heute prägen sie wie selbstverständlich die Sprache, auch in der Touristik. Aus den Köpfen derer, die im Arbeitsalltag mit ihnen zu tun haben, werden diese Begriffe bis auf Weiteres nicht mehr herauszubekommen sein. Für die Reisebranche begann 2020 eine Achterbahnfahrt, mit neuen Hindernissen nach jeder Kurve. Als zwei Touristen auf Kreta im Juli eine Strafe in Höhe von 500 Euro zahlen mussten, weil sie ihre Passagier-Lokalisierungsformulare nicht rechtzeitig ausgefüllt hatten, war dies noch eine Nachrichtenmeldung wert. Heute hat man sich an den Gedanken gewöhnt, an Flughäfen Maske zu tragen, bereits vor der Reise eine Vielzahl von Online-Formularen auszufüllen, einen PCR-Test in ausgedruckter Form und englischer Sprache mitzuführen. Die Geschichte des Destination Managers war von Anfang an geprägt von der Frage: Wie wird reisen wieder möglich? Die Test-Vorschriften der unterschiedlichen Zielgebiete entwickelten sich deshalb schnell zu einem zentralen Thema. Nicht nur bei der Einreise, sondern auch bei der Ausreise verlangen viele Staaten die Vorlage eines negativen PCR-Tests. Das südasiatische Bangladesch war im Juni das erste dieser Länder, die Türkei folgte kurze Zeit später. Speziell deutsche Rückreisende wurden zu einem Test verpflichtet, womit das beliebte Urlaubsland sogar die Streichung einiger seiner Provinzen von der Liste der Risikogebiete des RKI erreichte und kurzzeitig wieder im Geschäft war. Und wo ein Staat keine solche Regelung trifft, sind es heute zumeist die Airlines, die ihre Passagiere nur mit negativem Test an Bord gehen lassen.

Im Spätsommer 2020 suchten die beliebtesten Destinationen der Welt nach einem Ausweg aus der Misere und lockten Besucher für den Neustart an: Usbekistan zum Beispiel versprach allen Reisenden, sollten sich diese im Land mit COVID-19 anstecken, 3.000 US-Dollar. Dabei handelte es sich konkret um die Zusage, im Falle einer Infektion seien die Kosten der Behandlung in einem usbekischen Krankenhaus gedeckt. Medienwirksam zwar, doch trotzdem verzeichnete das zentralasiatische Land, Heimat der historischen Städte Buchara und Samarkand, im Corona-Jahr 2020 ganze 77 Prozent weniger Besucher. Georgien hingegen machte sich den Remote-Working-Trend zunutze und lud Ausländer ein, das Home Office für ein Jahr ans Schwarze Meer zu verlegen. So wurden aus der Not heraus auch neue Ideen geboren, ähnliche Angebote gibt es auf den Karibikinseln Aruba, Anguilla und Barbados.

Ein Jahr Destination Manager – und es geht weiter

Als das Auswärtige Amt im September 2020 von seiner pauschalen Reisewarnung abrückte, sorgte dies zunächst für Aufatmen in der Tourismusbranche. Schnell wurde jedoch klar, dass auch der Spätsommer keine Rückkehr zur Normalität bringen würde. Neben Risikogebieten wurden bald auch Hochinzidenz- und Virusvarianten-Gebiete ausgewiesen. Der „RKI-Freitag“ wurde im Arbeitsalltag des Destination Managers zu einer festen Größe, die wöchentlich aktualisierten Einstufungen des Robert Koch Instituts werden ungeduldig erwartet. „Vor allem wenn das Update nicht wie gewöhnlich bereits um die Mittagszeit online ist, steigt die Spannung“, sagt Katrin Roosens, langjährige Travel Security Analystin in Tübingen. Stehen womöglich wieder größere Veränderungen an? Jeder Tag kann Überraschungen bereithalten, von Routine zu sprechen ist daher schwierig. Die Workload verteilt sich dabei oft sehr unterschiedlich, zu Neuerungen kommt es in sehr unregelmäßigen Abständen. Auch Werkstudentin Jacqueline Bugdoll ist mit an Bord: „Ich finde es super, Reisende in so ungewissen Zeiten ein wenig unterstützen zu können.“ Langeweile kommt dabei selten auf: Impfungen entwickeln sich gerade zum nächsten heißen Thema. In immer mehr Ländern führt eine vollständige Impfung zu Ausnahmen und Erleichterungen bei Einreise, Testbestimmungen und Quarantänepflicht.

Nach über einem Jahr der Pandemie lässt sich nüchtern prognostizieren: Die Branche wird weiter lernen müssen, auch 2021 und vermutlich darüber hinaus mit dem Virus zu leben. Diesen Lernprozess geht der Destination Manager an vorderster Stelle mit, indem er sich stetig weiterentwickelt und auf die Dynamik der Krise reagiert. Auch wenn es gegen Abend in unserem Team irgendwann heißt: „Der DM ist im Feierabend“ – die Arbeit geht an anderer immer Stelle weiter.

(Mitarbeit und Recherche: Sebastian König)

Author

Thorsten Muth