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Geschlossene Grenzen, offene Fragen: Der schwelende Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha

Thailand findet sich derzeit wieder zwischen diplomatischen Reibereien mit Phnom Penh und einem angeschlagenen Tourismussektor, der nach Lösungen sucht.

Seit Ende Juni geht an der thailändisch-kambodschanischen Grenze nicht mehr viel: Sämtliche Übergänge sind gesperrt, der Grenzverkehr liegt auf Eis. Ausnahmen werden lediglich für medizinische Notfälle und Studierende gemacht. Betroffen ist auch der Grenzposten Ban Khlong Luek bei Aranyaprathet, ein Knotenpunkt für Pendler, Händler und Rucksacktouristen. Während sich auf kambodschanischer Seite Busse stauen, campieren Reisende auf Feldbetten im Freien. Viele traf der Stopp ohne Vorwarnung, sie sitzen nun vorerst entlang der Route fest. Die Auswirkungen reichen unterdessen bis über die Region hinaus: Auch am Flughafen in Bangkok ist Berichten zufolge eine Zunahme der Verunsicherung unter Reisenden zu beobachten.

Die Hintergründe

Das Problem ist nicht neu: Der Grenzverlauf zwischen Thailand und Kambodscha ist seit Jahrzehnten umstritten, insbesondere rund um den tausend Jahre alten, von beiden Seiten beanspruchten Preah-Vihear-Tempel entsteht Konfliktpotenzial. Zuletzt war es Ende Mai zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen, der einen kambodschanischen Soldaten das Leben kostete. Phnom Penh reagierte entsprechend mit Einfuhrverboten – Treibstoff, Obst und Baumaterialien aus Thailand dürfen seither nicht mehr über die Grenze. In der Folge verstärkte Thailand seine Militärpräsenz entlang der Grenze, verhängte Exportstopps und riegelte die Übergänge ab.

Begleitet wird die Eskalation in Thailand von wachsendem innenpolitischen Druck: Ein geleaktes Telefonat zwischen Premierministerin Paetongtarn Shinawatra und dem kambodschanischen Langzeitherrscher Hun Sen sorgte insbesondere im konservativen Lager für Kritik. Der Vorwurf: Thailands Regierungschefin sei dem Nachbarn gegenüber zu nachgiebig und falle damit ihrem eigenen Militär in den Rücken. Die konservative Bhumjaithai-Partei verließ mittlerweile die Regierung, was eine politische Krise auslöste.

Spürbare Auswirkungen auf Touristen

Das Auswärtige Amt weist inzwischen auf die Möglichkeit kurzfristiger Grenzschließungen in Nordostthailand hin und rät von Reisen ins Grenzgebiet zu Kambodscha ab. Besonders betroffen von den aktuellen Entwicklungen sind Individualreisende, die über den Landweg von Bangkok nach Siem Reap unterwegs sind. Wer auf Flüge ausweicht, zahlt mehr. Wer auf Alternativrouten setzt, verliert kostbare Zeit.

Die Lageverschärfung kommt zu einer Zeit, in der Thailands Tourismus ohnehin schwächelt. Im Mai wurden rund 14 Prozent weniger internationale Gäste registriert als im Vorjahr, aus China kamen zuletzt fast nur halb so viele Reisende wie normalerweise um diese Zeit. Und auch unter europäischen Reisenden mehren sich die Zweifel: Wie stabil ist das einstige Reiseziel Nummer eins in Südostasien wirklich? Gleichzeitig wirbt die thailändische Regierung offensiv um neue Zielgruppen. “Working Nomads” sollen kommen, mit günstigen Visa, Co-Working-Initiativen und urbanen Rückzugsorten in Chiang Mai, Bangkok oder Phuket. Ein ambitionierter Plan – allerdings keiner, der Grenzschließungen, diplomatische Spannungen oder sicherheitspolitische Fragen ausblenden kann.

Sicher planen

Thailand bemüht sich, seine Rolle als offenes, sicheres Reiseziel neu zu definieren – zwischen regionaler Machtpolitik, wirtschaftlichem Druck und touristischem Strukturwandel. Ob dieser Spagat gelingt, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Für Reisende bleibt die Lage vorerst volatil, was gute Vorbereitung vor einem Trip erforderlich macht. Wer in den kommenden Wochen über den Landweg nach Kambodscha reisen möchte, sollte flexibel planen und die Nachrichtenlage eng verfolgen.

Sicherheitsfragen, kurzfristige Veränderungen und aktuelle Visaformalitäten verdienen im Moment besondere Aufmerksamkeit. Hierbei haben sich krisenerprobte Tools wie das Global Monitoring und der Destination Manager von A3M als Partner in der Reisebranche besonders bewährt.

Author

Thorsten Muth